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Ökologischer Vergleich der Verkehrsarten

Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes, durchgeführt vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) und dem Schweizer Forschungs- und Beratungsunternehmen Infras, verschafft einen Überblick über die ökologischen Gesamtkosten der verschiedenen Verkehrsträger auf der Straße, der Schiene und dem Wasser:

Die verschiedenen Verkehrsmittel können auf sehr unterschiedliche Weise der Umwelt schaden.
Quelle: Dennis Joseph / EyeEm / GettyImages

Wie stark beeinträchtigen die unterschiedlichen Verkehrsmittel, wie Auto, Zug oder Schiff, die Umwelt? Dies wurde in einem UBA-Forschungsprojekt berechnet. Dabei wurde der gesamte Lebensweg des Fahrzeugs und auch die Bereitstellung der Infrastrukturen und Treibstoffe sowie die Herstellung der Fahrzeuge mit einbezogen.

https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr/wie-umweltfreundlich-sind-auto-zug-schiff-co-im

Studieninhalte

Die Studie setzt sich mit den Auswirkungen aller relevanten Verkehrsarten für den Personenverkehr auseinander:

Übersicht Verkehrsarten für den Personenverkehr
Abbildung 2 aus „Verkehrsarten für den Personenverkehr“ aus „Umweltfreundlich mobil! Ein ökologischer Verkehrsartenvergleich für den Personen- und Güterverkehr in Deutschland“, UBA 2021

Ergebnisse

Die Straßen-, Stadt- und U-Bahnen schneiden dabei zusammen mit dem Regionalzugverkehr bei dieser Gesamtbetrachtung am besten ab – noch weniger Klimaauswirkungen hat nur der Fahrrad- und Fußverkehr:

Vergleich der Klimawirkung des Personenverkehrs
Abbildung 4 aus „Klimawirkung des Personenverkehrs“ aus „Umweltfreundlich mobil! Ein ökologischer Verkehrsartenvergleich für den Personen- und Güterverkehr in Deutschland“, UBA 2021:
TTW = Klimabelastung „Tank to Wheel“, d.h. Luftschadstoff- und Treibhausgasemissionen während des Betriebs
Fahrzeug = Klimabelastung durch die Produktion des Fahrzeugs

WTT = KlimabelastungWell to Tank“, d.h. für die Energiebereitstellung
Infrastruktur = Klimabelastung durch Bau und Erhalt der Infrastruktur

Die Klimabelastung wird dabei in sog. Kohlendioxidäquivalente umgerechnet, d.h. in eine Art „Währung“ für die Klimaschädlichkeit. Diese Emissionen werden dann auf den pro Person (d.h. pro Fahrgast) zurückgelegten Weg umgerechnet. Dabei wird berücksichtigt, wie voll Busse, Bahnen und andere Verkehrsmittel typischerweise sind: Während bei Autos mit durchschnittlich 1,4 Personen gerechnet wird, geht man bei Bussen von einer Auslastung von 14 % aus, bei Straßen-/Stadt- und U-Bahnen sogar von nur 11 %. Ein kürzerer Balken zeigt somit an, dass ein Fortbewegungsmittel klimafreundlicher ist.

Entsprechend schneidet der Umweltverbund auch bei den volkswirtschaftlichen Umweltgesamtkosten am besten ab. Auch hier haben Stadt-/Straßen-/U-Bahnen gegenüber Bussen leicht die Nase vorn:

Abbildung 9 aus „Klimawirkung des Personenverkehrs“ aus „Umweltfreundlich mobil! Ein ökologischer Verkehrsartenvergleich für den Personen- und Güterverkehr in Deutschland“, UBA 2021.

Wenn alle Umweltkosten berücksichtigt werden, schneiden die schienengebundenen Nahverkehrsmittel mit 2 Cent pro zurückgelegtem Personenkilometer etwas besser ab als Nahlinienbusse mit ca. 2,75 Cent. Fernverkehrsbusse und -züge sind typischerweise besser ausgelastet als Nahlinien-ÖPNV, was der Hauptgrund für deren noch besseres Abschneiden ist.

Fazit

Egal ob nun Busse in bestimmten lokalen Gegebenheiten im ökologischen Vergleich etwas besser oder etwas schlechter abschneiden: Keinesfalls kann man Straßen- oder Stadtbahnen als „ökologisches Desaster“ darstellen und Bussen hier einen deutlichen Vorteil zuschreiben. Zahlen, die das angeblich belegen sollen, sind nicht glaubwürdig untermauert. Diese Aussagen haben keinerlei gesicherte und überprüfbare Grundlage.

Man kann also ruhigen Gewissens Straßenbahnen nutzen und sich über den Komfort und die Zeitersparnis durch weniger Umstiege und Halte freuen – die Umwelt dankt es.

Hier kann man die 44-seitige Broschüre als PDF herunterladen:

Und hier die detaillierten Studienergebnisse auf 273 Seiten als Langfassung:

Kommentare & Pingbacks: 6

  1. Apropos Umweltschutz: Lärm reduziert den Erholungswert der Landschaft und mindert die Lebensqualität. Nicht nur für Menschen, auch für Tiere ist Lärm auf Dauer schädlich. Viele Vögel meiden stark befahrene Straßen und andere verlärmte Lebensräume (weitere Informationen). Im Extremfall führt Lärm zum lokalen Verschwinden von Tierarten.

    1. Hallo Y,
      wir finden Straßen- und Verkehrslärm auch hochproblematisch.
      Daher setzen wir uns für einen leistungsfähigen, komfortablen öffentlichen Verkehr ein. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 vollständig klimaneutral zu sein. Ohne nachhaltigen Verkehr kann das nicht gelingen. Einfach nur Verbrenner durch batterieelektrisch- oder brennstoffzellenbertriebene Autos zu ersetzen erfüllt dieses Ziel nicht. Und es würde mit Nägelesee Nord ohne weitere Straßenbauprojekte auch zum Verkehrskollaps der Ortsmitte führen. In Ihrem anderen Kommentar haben sie ja aber schon angesprochen, dass die immer weitere Versiegelung der Landschaft irgendwann ein Ende haben muss. Sie meinten damit die Straßenbahn, wir meinen den Straßenbau.

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