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„Ökomonster“ Straßenbahn

Inhaltsverzeichnis

„E-Busse sind ökologischer“

Die Nein-BI versucht, Straßenbahnen als veraltet und ökologisches Auslaufmodell darzustellen. Stattdessen seien E-Busse klar im Vorteil.

Zur Untermauerung dieser Behauptung wurde von Frau Throm, Gemeinderätin der FW, eine entsprechende Tabelle veröffentlicht, die vermeintlich vom Umweltbundesamt stammen soll:

Quelle: offizielle Informationsbroschüre der Gemeinde, Seite 3 des Teils der Gemeindeorgane.

Frau Throm gibt zwei Quellen des Umweltbundesamts (UBA) an, sodass der Eindruck entsteht, diese Zahlen (und das zu ziehende Fazit!) wären wissenschaftlich gesichert:

TREMOD 6.43 enthält erstmals Zahlen zu E-Bussen

Frau Throm hat es offensichtlich geschafft, dem UBA bislang unveröffentlichte Zahlen zu entlocken. Hierin sind erstmals auch Emissionsdaten zum Betrieb und der Herstellung von Elektrobussen enthalten, wie uns das UBA auf Nachfrage bestätigt hat:

Diese entstammen der aktuellsten TREMOD-Version 6.43 (die nur geringe Unterschiede zu 6.42 aufweist, deshalb haben wir die online verfügbare Emissionstabelle nicht angepasst, da demnächst ein neue „richtige“ neue Version mit Daten für 2022 erscheint).

TREMOD 6.43 gibt aus (Daten für 2019, da 2020+2021 noch pandemiebedingt niedrigere Auslastungen):

  • Straßen-, Stadt- und U-Bahnen: 52 gCO2e/Pkm
  • E-Linienbusse: 62 gCO2e/Pkm
E-Mail vom UBA, erhalten am 1.11.2023

Folgende Fehler verfälschen das Ergebnis

Das hätte also tatsächlich eine Bereicherung der Diskussion sein können. Aber leider macht Frau Throm hier mehrere Fehler:

  1. Sie pickt sich nur die ihr passenden Teilaspekte aus der Studie heraus, nämlich die zur Infrastruktur und dem Betrieb. Andere Aspekte wie etwa die Herstellung der Fahrzeuge, ignoriert sie;
  2. sie nimmt die Zahlen des UBA und rechnet einfach mit einer viel höheren Auslastung beim Betrieb von Bussen als das statistisch der Fall ist, nämlich mit 30 Personen. Dadurch halbiert (!) sie im Endeffekt die Emissionen pro Fahrgast.

Die durchschnittliche Auslastung betrug 2019: Straßenbahn 19% (30-40 Personen) bzw. Linienbus 18 % (15 Personen). 

Frau Throm hat auf Grundlage oben genannter Daten auch mit 30 Personen im Bus gerechnet und die Emissionen halbiert.

So hinkt der Vergleich. Diese durchschnittliche Auslastung berechnet sich ja über einen längeren Zeitraum mit Stoßzeiten und ggf. auch Leerfahrten.

Im Berufsverkehr passen viel mehr Leute in eine Bahn, wo dann vielleicht mehrere Busse fahren müssten.

[…]

Bei einem Vergleich der Verkehrsmittel bzgl. Klimafreundlichkeit muss Betrieb, Fahrzeugherstellung und Infrastruktur(-herstellung, -instandhaltung) einbezogen werden.

In der Broschüre „Umweltfreundlich mobil“ sind aufgrund fehlender Daten noch keine E-Linienbusse enthalten

Um Elektro-Fahrzeuge auch in den Verkehrsmittelvergleich aufnehmen zu können, läuft zur Zeit noch ein Projekt im UBA.

Allgemein ist es schwierig in Bezug auf Fahrzeug und Infrastruktur eine klare Aussage zu treffen:

Der Bau der Infrastruktur für die Straßenbahn verursacht mehr THG, aber dafür wird bei der Fahrzeugherstellung der E-Busse aufgrund der Batterieproduktion  mehr emittiert.

Das österreichische Umweltbundesamt hat in diese Richtung bereits etwas veröffentlicht. Siehe S. 7, untere Grafik:

Ökobilanz von schweren Nutzfahrzeugen und Bussen (umweltbundesamt.at)

Beim Nahverkehrsbus mit BEV-AT werden noch fast 15gCO2e/Pkm durch Herstellung des Akkus (hellgrün) und die dafür benötigte Prozessenergie (dunkelgrün) verursacht (mit Erneuerbarer Energie ist die Emissionsbilanz der Produktion besser (BEV-EE) aber wir rechnen bei unseren Vergleichen grundsätzlich mit dem nationalen Strommix).

E-Mail vom UBA, erhalten am 1.11.2023

Die Tabelle von Frau Throm sähe also eigentlich so aus:

InfrastrukturFahrzeugBetrieb/NutzungGesamt
E-Nahlinienbus1,58156278,58
Straßen-/Stadt-/U-Bahn13,984,815270,79
Daten mit TREMOD 6.43, per E-Mail vom UBA am 1.11.2023

Es ist also weiterhin so, dass Straßenbahnen einen leichten Vorsprung vor E-Bussen haben. Das UBA schreibt aber zurecht: „Fazit: ein Vergleich ist schwierig – vor allem immer nur theoretisch, wenn die konkrete Lage vor Ort nicht einbezogen wird (Nachfrage, Verkehrslage). Die StraBa ist wahrscheinlich etwas lauter, der Bus steht im Stau und verursacht Feinstaub durch Reifen-/Bremsen-/Straßenabrieb…“

Wir bleiben mit gutem Gewissen bei unserer schon von langer Zeit getroffenen Aussage, die wir auch in der Infobroschüre wiederholt haben: Straßenbahnen zählen zu den umweltfreundlichsten Verkehrsmitteln. Freuen wir uns mit gutem Gewissen auf den Komfort, damit von A nach B fahren zu können. Sie werden überall besser angenommen als Busse und haben damit das höchste Potenzial, in Gundelfingen substanziell zu einer Verlagerung des individuellen Autoverkehrs beizutragen.

Deshalb JA zur Planung am 12. November

Nachtrag 9.11. – Badische Zeitung berichtet

https://www.badische-zeitung.de/gundelfinger-buergermeister-strassenbahngegner-machen-falsche-angaben-in-infobroschuere